Die Machtspielchen der Chefs

„Zeit ist das, was man an der Uhr abliest.“ sagt Albert Einstein. Zeit ist aber noch mehr. Zeit und Raum zeigen Reichtum an. Wer sehr viel Geld hat, erkauft sich grosse Räume, ein grosses Büro mit Blick über den Central Park. Erkauft sich viel Zeit an schönen Orten, wo wiederum viel Platz ist. Zeit und Raum zu besitzen bedeutet also Reichtum und bedeutet das Gegenteil von eng und schnell. Und genau das spiegelt sich wider in unserern Körperhandlungen. Wer rennt? Der Dienstbote. Wer rennt nicht? Der König.

Übrigens: Wer sehen möchte, wie man als Frau die Männersprache perfekt beherrscht, darf sich den Film „The Queen“ ansehen. So können wir alle ohne grossen Aufwand viel für unser souveränes Erscheinen tun. Aber die richtig perfiden Machtspielchen spielen die Leute, die Zeit als Machtinstrument einsetzen, sprich: die Zeit anderer sinnlos zu vergeuden mit Wartespielchen. Rangniedere warten bis zu einer Stunde auf das Eintreffen des Chefs, die Wichtigkeit wird gemessen in Minuten – je unwichtiger, desto länger die Wartezeit. Aber selbst gleichrangige Geschäftspartner kann es treffen, dass sie sich unversehens zu Bittstellern degradiert sehen. Der Chef muss zeigen, wer der Wichtigste ist, wobei in „wichtig“ das Wort „Wicht“ steckt, wie der Motivationstrainer Tobias Beck so schön sagt.

 

 

 

 

Signale der Macht

„Sprache ist mehr als nur Sachinformation. Stimmlich geäusserte Sprache transportiert auch körpersprachliche Signale der Machtverteilung zwischen den Geschlechtern. Darum sollte man sie auch in diesem Sinne benutzen können, wenn man persönlich von ungünstigen Machtverhältnissen betroffen ist.“ sagt Dr. Peter Modler, Autor des Buches „Das Arroganz-Prinzip“ und Kämpfer für Kompetenz im Chefsessel. Ob das dann Frauen oder Männer sind, ist ihm eigentlich egal. Wichtig für unsere Wirtschaft, für unser Zusammenleben auf dieser Erde ist ein funktionierendes Miteinander. Und dazu tragen beide – Frauen und Männer mit ihren unterschiedlichen Kommunikationsstilen bei.

Oder eben auch nicht – die Signale der Macht:

  1. Ins Wort fallen. Das ist nicht nett, aber machtvoll. Manchmal muss man auch mal nicht nett sein. Wann? Wenn jemand MICH unterbricht und meine Kompetenz infrage stellt. Dann muss der ganz schnell ruhiggestellt werden. Und zwar mit seinen eigenen Waffen. Weiter.
  2. Kein elaboriertes Geschwafel auf höchstem Niveau. Kurze Sätze.
  3. Langsames und deutliches Sprechen. Möglichst hochdeutsch. Dialekt wirkt oft gemütlich.
  4. Eindeutigkeit in Körper und Wort. Wer bei NEIN noch lächelt oder in der Hüfte einknickt, wird missverstanden.

 

Smalltalk 2 Das Mitreden

Wenn Männer bei halboffiziellen Anlässen wie eine Kleinherde an Stehtischen zusammenstehen und besonders einer pausenlos quatscht, denken wir Frauen gern, dieser eine wolle das Gespräch an sich reissen. Lässt seine Muskeln spielen. Grosse Gesten, viel Raum einnehmend, laut. Dominant.

Wie soll man da auf sich aufmerksam machen? Man ist ja auch auf dieser Veranstaltung. Um Kontakte zu knüpfen. Und ein bisschen was zu sagen hätte man ja schliesslich auch. Und so kompetent wie der da bin ich auch schon lange. Nur – wie bringe ich meine PS auf die Strasse?

„…das pausenlose Reden bedeutet aber nicht notwendigerweise, dass diese Männer die Absicht haben, Frauen am Reden zu hindern.“

sagt Deborah Tannen. Vielmehr ist es oft genug so, dass Leute, die bereitwillig das Wort ergreifen, davon ausgehen, dass es allen freisteht, ebenso zu verfahren. Anstatt sich zurückgesetzt und überrollt zu fühlen, können Frauen proaktiv Massnahmen ergreifen um das Ungleichgewicht aufzuheben. Wie macht man das?

Eine Frau kann sich dazu aufraffen, das Wort auch ohne explizite Aufforderung zu ergreifen, ohne höflich auf eine scheinbar günstige Gelegenheit zu warten. Also einfach mittenrein springen in den Redefluss? Das kann auch nicht jeder. Wie auf so vielen Gebieten ist die Zusicherung von Gleichheit noch lange keine Garantie für wirklich gleiche Chancen. Wenn man bei einem Tanz mitmachen darf, garantiert das noch lange nicht, dass man auch mitmachen KANN. Denn vielleicht hat man andere Tanzschritte erkennt. Und dann steht man als Frau eben am Rand herum. Wir können es aber lernen. Und das ist allemal besser als die Opferrolle.

 

 

Smalltalk 1 Das Heranpirschen

Offizieller Anlass, Stehtische, überall schon voll besetzt, die Menschen scheinbar in fantastisch interessanten Small Talk vertieft. Wie komme ich da jetzt ins Gespräch?

Stehen da Frauen – kein Problem. Da weiss ich als Frau Bescheid. Mal so alle angucken, welche Frau zurückguckt und die dann ansprechen. Meistens klebt man dann viel zu lange an der Einen fest.

Aber wie pirscht man sich an den Männertisch heran?

Einfach dazustellen?

Fettnapf. Geht gar nicht. Befolge das Ritual.

Das WIE aussieht?

Ein Tisch stellt bereits ein Territorium dar, er wurde in Besitz genommen von einigen Männern. Da kann man sich nicht einfach so plump vetraulich danebenstellen. Genau. An der Grenze musst du schliesslich auch deinen Pass vorzeigen.

Also was?

Abstand halten.

Wieviel?

Na, so einen Meter. Dort stehen bleiben, was sagen. zum Beispiel: Guten Tag die Herren.

Watt? Guten Tag die Herren?

Ja, das ist richtig gut. Echt respektvoll.

Ich lach mich tot.

Dann bist du die einzige. Wir finden das gut. Du kannst auch fragen:

Darf ich mich zu Ihrer Runde hinzugesellen, oder

 Mein Glas sucht einen Parkplatz. Ist auf Ihrem Tisch noch Platz?

Ok, Floskeln. Geschafft. Und jetzt?

 Wird abgenickt und du darfst rankommen. Jetzt gehörst du dazu.

Mann Mann Mann…was für ein Getue..oder doch nicht?

 

 

 

Verhandlung – Männer im Konflikt

Vorteile männlicher Kommunikation:

Männer denken in Lösungen und stehen Problemen eher rational-analytisch gegenüber:

„Für konstruktive Kritik bin ich immer zu haben. Meine Mitarbeiter dürfen mich und die Sache kritisieren, sooft wie sie wollen. Aber dann will ich auch wissen, was wir anders machen können.“

Darin steckt auch:

„Komm mir bloß nicht OHNE Lösung. Wenn du Probleme nicht lösen kannst, halte sie lieber unterm Deckel.“

 Nachteile männlicher Kommunikation:

Die Nachteile liegen auf der Hand. Wir sehen diese Unter-dem-Deckel-Politik an Wirtschaftskatastrophen wie Dieselskandal bei VW. Schwierig wirds für Männer, win-win-Situationen herzustellen.

Bloß keine Schwäche zugeben führt auch in den Abgrund. Stur und stumpfsinnig auf der eigenen Position hockenzubleiben erinnert mich an Verstopfung. Zum Leben gehört auch Loslassen. Das Loslassen vom eigenen Vorteil auf Kosten anderer. Das Loslassen von Konrolle. Denn versteht man erst die eigene relative Unwichtigkeit, dient man vielleicht eher leichten Herzens der Gesamtheit.

Körpersprachliche Signale

Überstreckter Rücken, breitbeiniger Stand, geballte Fäuste, unbeirrter Blick in die Augen des Gesprächsgegn…ähhpartners.., lautes Sprechen.