Smalltalk 2 Das Mitreden
Wenn Männer bei halboffiziellen Anlässen wie eine Kleinherde an Stehtischen zusammenstehen und besonders einer pausenlos quatscht, denken wir Frauen gern, dieser eine wolle das Gespräch an sich reissen. Lässt seine Muskeln spielen. Grosse Gesten, viel Raum einnehmend, laut. Dominant.
Wie soll man da auf sich aufmerksam machen? Man ist ja auch auf dieser Veranstaltung. Um Kontakte zu knüpfen. Und ein bisschen was zu sagen hätte man ja schliesslich auch. Und so kompetent wie der da bin ich auch schon lange. Nur – wie bringe ich meine PS auf die Strasse?
„…das pausenlose Reden bedeutet aber nicht notwendigerweise, dass diese Männer die Absicht haben, Frauen am Reden zu hindern.“
sagt Deborah Tannen. Vielmehr ist es oft genug so, dass Leute, die bereitwillig das Wort ergreifen, davon ausgehen, dass es allen freisteht, ebenso zu verfahren. Anstatt sich zurückgesetzt und überrollt zu fühlen, können Frauen proaktiv Massnahmen ergreifen um das Ungleichgewicht aufzuheben. Wie macht man das?
Eine Frau kann sich dazu aufraffen, das Wort auch ohne explizite Aufforderung zu ergreifen, ohne höflich auf eine scheinbar günstige Gelegenheit zu warten. Also einfach mittenrein springen in den Redefluss? Das kann auch nicht jeder. Wie auf so vielen Gebieten ist die Zusicherung von Gleichheit noch lange keine Garantie für wirklich gleiche Chancen. Wenn man bei einem Tanz mitmachen darf, garantiert das noch lange nicht, dass man auch mitmachen KANN. Denn vielleicht hat man andere Tanzschritte erkennt. Und dann steht man als Frau eben am Rand herum. Wir können es aber lernen. Und das ist allemal besser als die Opferrolle.