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„Stop! Der Livestream hat sich eben aufgehängt. Wir müssen nochmal von vorne anfangen.“
WHATT? Technische Pannen gehören dazu, die nimmt uns hoffentlich kein Live-Stream-Zuschauer übel, verlangt doch Covid von uns allen ein Höchstmaß an Geduld und Flexibilität.
Für Rolf Eisenmenger und mich, die ich diesen besonderen Eröffnungsabend moderieren darf, erweist sich die Panne sogar als Glücksfall, denn schlagartig fällt die Anspannung von uns und wir fangen an, zu plaudern.
Und Rolf Eisenmenger hat viel zu erzählen.
Coronabedingt war der Store bis auf das Filmteam von Nikolaj Georgiew, einige wenige Gäste, die Musiker René Noçon und Darryl Blackman und die Lo&Go Mitarbeiter leer. In letzter Sekunde waren rund 80 Gäste ausgeladen worden, alle in einem persönlichen Telefonat, wohlgemerkt neben dem normalen Tagesgeschäft. Was für eine zusätzliche Mehrarbeit neben der Enttäuschung und dem horrenden Geldverlust das für alle Beteiligten gewesen sein muss, kann man sich leicht ausmalen.
„Es war keiner dabei, der sich beschwert hat. Alle fanden die Entscheidung goldrichtig. Zwei waren sogar froh, dass sie nicht selbst hatten absagen müssen.“ erzählt der Geschäftsmann mit der markanten weißen Mähne.
Die Entscheidung sei ihm leichtgefallen, nachdem er sich morgens um drei bei einer Kanne Tee in der Küche intensivste Gedanken über das Für und Wider gemacht habe.
„Ich werde meines Lebens nicht mehr froh, wenn sich auch nur einer meiner Gäste ansteckt.“ Rolf Eisenmenger ist ein Menschenfreund und ein verantwortungsvoller Arbeitgeber.
„Bist du eigentlich völlig wahnsinnig, dieses Geschäft auch noch in der Luisenstraße, eine der eher teureren Gegenden Hannovers, genau jetzt während der Krise aufzumachen?“ frage ich ihn. Im Gegenteil, antwortet der Promi-Ausstatter. Das Geschäft sei ein Glücksfall, er sei so froh, es bekommen zu haben.
„Bekommen“ klingt wie „geschenkt“ und natürlich niedlich angesichts des entschlossenen Unternehmergeistes und der zahllosen Arbeitsstunden. Wieviel Tatkraft sowohl seitens der Lo&Go Mitarbeiter als auch der Handwerker in diesem Wahnsinnsunterfangen steckt, hören wie erst im zweiten Satz heraus:
„Conny und ich bedanken uns bei Maler Heyse – Matthias Schultz, bei den Oakbrothers und bei jedem Einzelnen unserer Mitarbeiter, die den Umzug und die Einrichtung der beiden zusammengelegten Geschäfte in der Luisenstraße neben dem Hotel Kastens Luisenhof in nur 10 Tagen bewerkstelligt haben. Ohne diese Unterstützung hätten wir das nie hinbekommen.“
In der Luisenstraße schließen sich die Kreise: 2021 kann Rolf Eisenmenger zusammen mit seiner Frau und seinem Team silberne Store-Hochzeit feiern. 1996 eröffnete das geschäftstüchtige Ehepaar den ersten Outlet-Store Deutschlands für gehobene Herrenmode. Auf die Idee kamen die Eisenmengers auf Sylt bei einem gemeinsamen Abendessen mit Freunden. Man müsste den Einzelhändlern ihre Warenbestände aufkaufen und damit eine Win-Win-Win-Situation schaffen. Die Einzelhändler bekommen bares Geld für ihre Ware im Lager, der Kunde bekommt hervorragende Ware und wir verdienen auch. Spitzenware zu einem Spitzenpreis. Ob das denn so ginge? Na, logo! Hatten die Freunde damals gesagt und damit auch gleich für den Namen gesorgt. So war der Plan. Und dieser Plan ist aufgegangen: Aus den angedachten drei Wochen wurden 24 Jahre, „weil wir um 10:15, also 15 Minuten nach Eröffnung des Ladens auf der Rückseite der Luisenpassage, bereits fast wieder ausverkauft waren. Das hat richtig Spaß gemacht.“
Mehrwertsituationen schaffen, einander unterstützen und dabei Geld zu verdienen ist das Erfolgsrezept des Paares Warnecke-Eisenmenger.
#supportyourlocal stand auf dem Pappschild, mit dem sich Rolf Eisenmenger von Oliver Vosshage vor jedem nur erdenklichen Geschäft in Hannovers City fotografieren ließ. Sein unermüdlicher Einsatz für die Unterstützung des heimischen Handels bleibt eine durch die Bundesregierung unbelohnte Eigeninitiative. Den kreativen Modemacher ficht das nicht an, er bleibt weiterhin unabhängig und stark. Er kann aus Sche… Gold machen. Was als Social Media Fotoserie anfing, ist jetzt Teil des Storekonzeptes.
„Die wunderschönen Regale von den beiden Oakbrothers kannst du kaufen, Maler Heyse empfehle ich gerne weiter, dieses Power-Bike von Wheelstore24 wird demnächst über die Schweizer Berge fahren.“ Natürlich finden sich ebenso der Gin von Gerhard Bosselmann wie das gute Herri und der Präsentkorb von Manufactum.
Durch die Kaffeemaschine laufen die Bohnen von Machwitz, serviert wird für Gäste im Sommer draußen auf der Hofterasse, dem Herzstück der beiden zusammen gelegten Geschäfte.
„Es gab vor 24 Jahren zwei Orte, an denen man am Samstag in Hannover war: die Markthalle und das Lo&Go. Und so soll das hier auch wieder sein. Du kannst dich mit einem Kaffee raus setzen und Kontakte knüpfen. Ob privat (Stichwort Hochzeitsmode, ja, denn Ehen wurden auch schon im Lo&Go beschlossen) als auch geschäftlich, das ist dir selbst überlassen.“
Auch ich durfte in den Genuss seiner Unterstützungsbereitschaft kommen. Kaum hatte ich vor zwei Jahren das Geschäft in der Windmühlenstraße betreten, empfing mich der Chef höchstpersönlich, wusste bereits meinen Namen, mein Anliegen und gab mir das Gewünschte. In meinem Fall war das die Finanzierung eines Mikrofons für Nessis Promi-Talk. Ehrlich gesagt: Mir fiel damals die Kinnlade runter.
Seine Kunden loben das Lo&Go und seine Mannschaft übrigens mit genau denselben Worten: „Man kennt dich da. Sobald ich den Laden betrete, werde ich mit Namen begrüßt.“ „Hier bekomme ich alles aus einer Hand.“ „Sie legen dir sogar alles für deinen besonderen Tag zurück, du brauchst nur noch vorbei zu fahren, alles ins Auto packen und los geht’s.“
Unbürokratisch, schnell, leise, bescheiden und effizient – gerne fahre ich fort mit den preußischen Tugenden fleißig, redlich, zuverlässig, zielstrebig und geradlinig.
Nach seiner Einschätzung seiner Mitmenschen über ihn gefragt, kann sich der gebürtige Frankfurter alles vorstellen:
„Manche finden mich lieb, manche denken, ich bin das Letzte, manche mögen meinen Geschmack und manche finden meine Sachen schrecklich. Ich mach mein Ding, das muss nicht jedem gefallen.“
Die Frage hat ihn aber offensichtlich überrascht. Sehr oft scheint er nicht darüber nachzudenken, was andere Menschen von ihm denken. Sein innerer Kompass weist ihm den Weg durch alle Krisen und von denen hat es in 24 Jahren auch satte 24 gegeben, sagt seine Frau Conny. Dass die beiden sich zu 100 Prozent aufeinander verlassen können, wissen sie zwar beide, aber sie sprechen nicht oft darüber.
Wieder spüre ich, dass vor mir ein Mensch sitzt, der seine Werte lebt anstatt sie nur im Munde zu führen. Wie sehr es ihn freut, dass seine Frau ihn als Seelenverwandten bezeichnet, sehen wir alle ihm in diesem Moment an. Er wird ganz still.
„So! Bevor ich jetzt losheule, schauen wir uns die Hochzeitsabteilung an.“ Entschlossen steht der Herrenausstatter auf und steuert die steile Treppe zu den Hochzeitsanzügen an. Den hochzeitswilligen Besuchern lacht eine lebenslustige Braut neben ihrem ebenfalls lachenden frischgebackenen Ehemann an – wandfüllend begrüßt uns auf dem oberen Treppenansatz ein Schnappschuss in Überlebensgröße.
„Mit dieser Braut verbindet uns eine ganz besondere Geschichte und sie wird heute Abend auch noch eine Überraschung erhalten.“ Maler Bernd Lehmann, dessen Promi-Portraits die Kunstwand am Treppenaufgang zieren, war fleißig und überreicht nicht nur dem lächelnden Geschäftsinhaber sondern auch der völlig überraschten Braut ihr jeweiliges Konterfei.
„Support your local art“ ist neben den Herrenlinien Business, Business-Casual, Casual, Maßanfertigung und Hochzeitsmode die sechste Säule, auf die Eisenmenger sein Konzept stellt.
Er plant monatliche Ausstellungen, Livemusik und Diskussionsrunden.
Lieber Rolf, da ich ein rotes Kleid – Lo&Go Farbe natürlich – anhatte, hast du einen Post auf social media mit den Worten von Chris de Burgh I hardly know (..the beauty by my side – merci pour les fleurs) beschriftet.
Ja. Sehr gut kennen wir uns nicht, das stimmt. Vielleicht sollte ich auf Anzüge umsteigen. Aber eins wird mir sehr schnell klar bei der Beschäftigung mit dem Rolfiversum: Du bist komplex, du bist verrückt, du bist ein unglaublicher Geschäftsmann, du lebst Positivität und du bist sehr herzlich. Nach allem, was du erzählt hast, erinnere ich mich besonders an dieses:
„Ich finde es herrlich, dass das heute nicht wie geplant mit großer Feier stattfinden kann und auf diese Weise 70 Obdachlose einen wunderschönen Abend mit unserem Catering haben können
Ein Schicksalsschlag trägt den Keim eines gleich großen oder größeren Vorteils in sich für den, der positiv denkt und positiv lebt. Damit ist eigentlich alles gesagt. Dieser wunderschöne Laden ist das, was ich mir seit 25 Jahre wünsche. Ich hab ihn! Jetzt! Dank Corona.“
„Einen 50. Store wird es nicht mehr geben.“ sagt Rolf mit seinem verschmitzten Lächeln. Na, warten wir es mal ab.
Und wie sagt Rolf immer? Seid schön lieb zueinander
Sehr gerne stehe ich Ihnen mit der Moderation Ihres Events zur Verfügung. Schreiben Sie mir nr@rhetorik-consulting.de oder rufen Sie mich an: 0178 455 40 68.
Ich freue mich auf Sie!