Eurem Chef erzählt ihr wortreich und kinderleicht erklärt von einer technischen Neuerung, die einen täglichen Vorgang enorm erleichtern würde. Das benötigte Finanzvolumen ist gross, der Chef unfreundlich abgeneigt.

„Was soll das, Müller?!“

Welche eurer Antworten verschafft euch mehr Respekt?

  1. „Ja, ich habs dem Meier letztens auch schon gesagt – auf die Statik kommt es an. Nein, dazu gibt es natürlich jetzt gerade keine Berechnungen, die will ich ja durchführen und dafür brauche ich Ihre Unterstützung.“

oder

  1. „Mmmh. Welche Info fehlt noch?“

Was war gewaltiger? Natürlich Antwort 2. Ruhe, Gelassenheit, Unaufgeregtheit wirken stark und kompetent. Der schnelle, quicklebendige und höchst kompetente Mitarbeiter wird nie den Respekt bekommen, der ihm zusteht. Er rangiert mehr als… Wüstenmaus. Der träge, ruhige, lauernde Duktus eines halbsatten Raubtieres wird immer mehr respektiert werden.

Aber wieso ist Sprechen ein nonverbales Signal? Sprechen ist doch verbal!

Gegenfrage: Lässt sich Inhalt vom Transport trennen?

Das Was entscheidet weniger als das Wie. Sprechen spiegelt sich in der gesamten Körperspannung. Könnt ihr schnell sprechen und dazu langsam gestikulieren? Oder andersherum? Langsam sprechen und schnelle, kleine, hektische Gesten machen? Eben. Sprechtempo, Sprachmelodie, eine klare Aussprache, Betonungen und Pausen – das sind die körpersprachlichen Signale, mit denen ihr während eures Sprechens ganz klar die entscheidenden Punkte für euch herausholt.

 

Ob mit Lampenfieber auf einer Bühne, ob dort unter Beschuss, ob im Mitarbeitergespräch oder in der Verhandlung –egal, wie sehr es in unserem Inneren auch tobt – bitte achten Sie immer und unter allen Umständen auf die sechs Aufmerksamkeitsebenen. Vielleicht gelingt Ihnen die Jonglage mit diesen sechs Bällen an manchen Tagen überhaupt nicht, an manchen dafür sehr gut. Ich garantiere Ihnen aus meiner langjährigen Erfahrung: Dass Sie während des Vortrags ÜBERHAUPT jonglieren – und sei es auch „nur“ mit vielleicht mal zwei Bällen – Ihre Zuhörer spüren Ihre konstruktive Konzentration und Ihren Willen, der Sache so gut wie möglich dienlich sein zu wollen. Sie werden für Ihre Anstrengung und Leistung belohnt werden.

Und zwar mit ehrlich gemeintem Applaus!

Einen zweiten Gedanken können Sie gerne verwenden auf Ihr inneres Team. Wen besetzen Sie ganz vorne an der Rampe? Wer hilft Ihnen, Blackouts zu überbrücken?

Wen haben Sie bislang auf die Hinterbühne verbannt, wer muss sich in der Unterbühne verstecken? Sie ahnen es, niemand lässt sich gern verleugnen.

Und oft sind es genau die Warner, die Meckerer, die Strengen in uns, die uns im entscheidenden Moment (der Selbstdarstellung vor Publikum) im Wege stehen mit ihren bösartigen und abwertenden Reden, uns aber im Vorfeld sehr hilfreich zur Seite stehen. „Bist du auch gut genug vorbereitet? Weisst du genug? Beherrschst du das Thema überhaupt?“ und ähnliche Fragen nerven uns wie früher unsere Eltern mit ihren:“ Kind, hast du heute schon Hausaufgaben gemacht?“

Lästig! Hilfreich! Wer steckt noch in Ihnen?

Manche Menschen wünschen sich, einen Raum zu betreten und sofort halten alle Anwesenden den Atem an. Aber was macht dieses charismatische Auftreten aus? Ist es das schöne Kleid, sind es die lackierten Fingernägel, der perfekte Haarschnitt? Vielleicht auch das.

Es ist vor allem eins: Das Tempo des Schreitens: Dienstboten rennen, der König lässt rennen. Wer das Bad der Blicke geniesst, wer auch Neid und Hass aushält und weglächelt, kennzeichnet sich selbst als König, als Königin.

„Das kriege ich nie hin.“

„Doch, kriegst du. Das können wir trainieren. In jedem Menschen steckt ein Narziß.“

„Aber ist das charismatisch?“

Auf jeden Fall! Charisma wird als Wirkungsphänomen wahrgenommen. Es geht um die Wirkung verbaler und nonverbaler Botschaften. Für diese zuständig ist klassischerweise die Rhetorik. Auch der Demagoge – der Volksverhetzer, der Mitreisser, der Manipulator trainiert sich in Wort und Wirkung. Charisma bedeutet wörtlich im Altgriechischen zwar Gnadengabe, ist aber erlernbar, trainierbar. Jeder kann lernen, wie man einen Raum betritt, wie man sich geschickt vor der Kamera postiert, wie man eloquent redet, wie man unnervös, gelassen erscheint. Aber wirklich charismatische Menschen wie Mutter Theresa, Mahatma Gandhi, Nelson Mandela schauen nicht auf sich selbst.

Wirkliches Charisma ist der Spiegel des Glücks in den Augen des Gegenübers.

 

 

Eine wirklich nettes Beisammensein, beruflicher oder privater Natur. Ein Stehtisch, zwei Menschen unterhalten sich. Irgendwann sind die unverbindlichen 4 Minuten um, man klebt aneinander – will der andere weg? Mir wird ungemütlich, jetzt müsste ich mich elegant verabschieden.

Ich höre kaum noch richtig zu, interessiert mich auch nicht wirklich. Mein Lächeln gefriert zur Maske, erst der eine, dann der andere Fuß zeigt mit der Fußspitze schon in die neue Richtung.

Zum guten Schluss guckt nur noch mein Gesicht zum Gesprächspartner, der restliche Körper ist schon woanders. Längst habe ich eine Verabschiedung eingeleitet mit den Worten „Das besprechen wir beim nächsten Mal.“ oder auch nur „Hmm hmm.“ Und ich denke: „Mein Gott, schau doch mal, wie ich da steh – jetzt wirds schon unhöflich. Lass mich weg!“ Jetzt hilft nur noch der überraschte Blick zur Uhr und schwupps – verschwinden. Was sind die Fluchtzeichen des anderen? Genau die gleichen wie bei mir selbst, also künstliches Lächeln oder Auflachen an einer total falschen Stelle. Stark verkürzte Antworten: „Mmh, mmh.“ Mir wird nicht mehr in die Augen geguckt, die Bewegungen des Körpers werden ruckhaft, insgesamt unrund.

Da heisst es nur: Loslassen und gehen lassen. Was denkt mein Gesprächspartner über mich? Seht genau hin und deutet die Zeichen. Auf jeden Fall erfahrt ihr etwas darüber, wie ein anderer Mensch über sich selbst denkt. Der Blick auf die Welt verrät sich von selbst. Man muss nur gut hinschauen und sich immer wieder überraschen lassen.

 

„Kind, schling nicht so hastig. Die Ellenbogen gehören auf den Tisch! Führ die Gabel zum Mund, nicht umgekehrt.“ Mit diesen Befehlen sind wir gross geworden. Das hat genervt und genützt. Denn wer schlingt, bewegt sich hastig – kein Zeichen von Macht, sondern von Unterwürfigkeit. Wer die Ellenbogen eng an den Oberkörper presst, nimmt wenig Raum ein – kein Zeichen von Macht, sondern von Unterwürfigkeit. Und wer den Kopf viel bewegt anstatt ihn ruhig zu halten, zeigt zumindest körpersprachlich auch mehr von einem Dienstboten als von einem König.

Je langsamer der Körper sich bewegt, umso mächtiger der Mensch. 

Je raumgreifender die Gesten, umso höher der soziale Status.

Das geht auch im Sitzen. Man streckt sich oder drapiert einen Arm auf die Lehne des Nachbarstuhls. Mächtige Menschen zeigen wenig Anzeichen von Stress – keine Beruhigungsgesten, kein Kratzen im Gesicht, kein Drehen am Ring – der Körper bleibt gelassen. Übrigens ein guter Merksatz für die nächste Schlagfertigkeitsattacke: Schnelles Zurückbeissen, auch verbal, hat was von einem beleidigten Terrier. Cool ist einfach cooler.

„Ich kann also an den Händen erkennen, wer im Saal die Macht hat und wer nicht?“ 

Ja. Zumindest, wer sich mächtig fühlt. Sind im Saal nur Vorstandschefs und Führungskräfte ein und derselben Firma, sieht man nach kurzer Zeit, wer die Hosen anhat und wer vielleicht nicht so dick auftragen sollte, wenn er seinen Job noch behalten will. Denn Dominanzsignale werden von allen Menschen wahrgenommen. Wie kommt das? Der Mensch ist und bleibt ein Neandertaler. Fast 2 Millionen Jahre stecken in unseren Genen. Die 1200 Jahre deutsche Sprache sind doch ein Witz dagegen, oder?